Mieten in Berlin

Ob eine Miete als hoch empfunden wird, hängt vor allem vom Verhältnis von Miete und Einkommen ab. Ein weniger einkommensstarker Haushalt empfindet eine Miete auch dann als Belastung, wenn diese im direkten Vergleich, z.B. mit Mieten aus dem Umfeld, niedrig ist.

von Peter Guthmann Veröffentlicht am:

Mieterstadt Berlin
Sind die Mieten in Berlin hoch?

Ob eine Miete als hoch empfunden wird, hängt vor allem vom Verhältnis von Miete und Einkommen ab. Ein weniger einkommensstarker Haushalt empfindet eine Miete auch dann als Belastung, wenn diese im direkten Vergleich, z.B. mit Mieten aus dem Umfeld, niedrig ist.
Das Thema Mieten entwickelt dann politische Dimensionen, wenn in einem Mietermarkt viele Haushalte in ein Missverhältnis zwischen Nettoeinkommen und monatlicher Mietbelastung geraten. Die Faustregel besagt, dass ein Aufwand für die Kaltmiete zuzüglich Betriebskosten in Höhe von einem Drittel des Nettoeinkommens normal ist. Diese Regel trifft in Berlin auf den überwiegenden Teil des Mietwohnungsbestandes zu.

Mietquoten in Berlin nach Bezirk
Mietquoten in Berlin nach Bezirk

Angebotsmieten für Wohnungen, die nicht dem Mietspiegel unterliegen, weisen hingegen in den stark nachgefragten Innenstadtbezirken eine Mietquote von teilweise über 50 aus.

In unserer Mietenkarte ist das Verhältnis von Miete zu Haushalts-Nettoeinkommen in Anhängigkeit des Bezirkes dargestellt. Um ein realistisches Bild wiederzugeben, werden drei Verhältnisse ermittelt:

  • Mietquote nach Mietspiegel unter Annahme einer berlinweit durchschnittlichen Miete von EUR 5,84/m²
  • Mietquote der BBU-Vermieter. Es werden die Mieten aus dem BBU-Marktmonitor 2015 herangezogen.
  • Mietquote der Angebotsmieten 2015. Es werden die von uns ermittelten Angebotsmieten herangezogen.

Es wurden Betriebskosten in Höhe in Höhe von EUR 1,30/m² zugrunde gelegt. Grundlage unserer Berechnung ist die Brutto-Kaltmiete.

Die Mauerstadt überlebte dank Förderung
Berlin war nicht immer angesagt

Es gab Zeiten, in denen war Berlin weder in Deutschland, noch international die Wunschadresse Nummer 1. Zwar genoss die Mauerstadt einen gewissen Kultstatus. Die Realität in Berlin war jedoch hart; so hart, dass die Wirtschaft in der geteilten Stadt ohne Hilfe nicht überlebensfähig war. Während andere Regionen im damaligen “Westdeutschland”  wuchsen, musste Berlin die Menschen und Unternehmen mit kostspieligen Fördermaßnahmen locken und halten. Neben einer Reihe von strukturpolitischen Maßnahmen für die Wirtschaft, die wir hier besprechen, gab es für Bewohner West-Berlins von 1971 bis 1994 die sogenannten Berlinzulage. Jeder  Beschäftigte erhielt eine monatliche Zulage in Höhe von 8 Prozent seines Bruttogehaltes und kam zusätzlich in den Genuss einer abgesenkten Lohnsteuer. Wer 3000 Mark verdiente, erhielt als Bonus 240 Mark unversteuert hinzu. Neben diesen struktur- und fiskalpolitischen Maßnahmen, waren darüber hinaus die Mieten bis zum Ende der 1980er Jahre in Berlin sehr niedrig. Ein hoher Leerstand und technisch marode Gebäude machten die Neuvermietung nicht einfach. Vermieter halfen gerne mit dem Abschluss von Bruttoverträgen nach, in denen die Heiz- und Betriebskosten pauschal inbegriffen waren.

Seit der Wende vollzieht sich in Berlin eine urbane Transformation, die von soziökonomischen Veränderungen bis zu wirtschaftlichen Umbrüchen reicht. Die Einwohnerzahlen steigen seit 12 Jahren kontinuierlich und führen mit stetig kleiner werdenden Haushalten zu einer Verknappung des Wohnungsangebotes und steigenden Preisen im Eigentums- und Mietmarkt. Diese Entwicklungen werden medial und parteipolitisch gerne mit den Begriffen der „Verdrängung“ und „Gentrifizierung“ gleichgesetzt. Lesen Sie hierzu unseren Blogeintrag: „Was ist eigentlich Verdrängung?“

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